Geförderte Projekte

Klingende Thüringer Residenzen: Virtuelle Konzertreise des Barockorchesters Capella Jenensis e.V.

Jahrhundertelang regierten in Thüringen Ernestiner, Reußen und Schwarzburger in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Vielzahl großer und kleiner Fürstensitze und ihr friedliches Nebeneinanderbestehen prägten Thüringens Kulturlandschaft. Verbrachten andere deutsche Fürstentümer den Großteil ihrer Zeit damit, gegeneinander Kriege zu führen, so verwendeten die Thüringer ihre Energie darauf, Kunst und Musik zu fördern und für ihre eigene Repräsentation zu nutzen. So unterschiedlich die Thüringer Fürsten und ihre Residenzen waren, so unterschiedlich auch die Musik, die auf ihren Höfen gespielt wurde. Das Thüringer Barockorchester Capella Jenensis e. V. aus Jena hat es sich seit Juni 2020 zur Aufgabe gemacht, die musikalischen Schätze der Thüringer Fürstenresidenzen wieder erklingen zu lassen. Das Barock­orchester spielt dafür die repräsentativsten Werke der am fürstlichen Hof tätigen Komponisten am Ort ihres Entstehens neu ein. Auf verschiedenen Thüringer Schlössern spielen sie in Festsälen oder Kapellen Werke der Renaissancezeit, des Barock und der Frühklassik, darunter von Hofkapellmeistern wie Johann Sebastian Bach, Johann Heinrich Erlebach, Johann Krieger, Andreas Oswald oder Adam Drese. Die Aufführungen der Werke hält das Orchester in Musikvideos fest. Sie werden ergänzt mit lokal- und musikhistorischen Informationen. Zusammen bilden die Musikvideos die digitale Konzertreihe „Klingende Thüringer Residenzen“. Acht musikalische Porträts hat das Barockorchester Capella Jenensis bisher veröffentlicht. Unter anderem spielten sie auf Schloss Sondershausen die Brunnen-Cantate „Himmel eröffne die Quelle der Freuden“ von Johann Balthasar Christian Freislich (1687–1764), auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden „Mein Herz ist bereit“ (aus „Symphoniae sacrae II, Op. 10“) von Heinrich Schütz (1585 – 1672) und im neuen Palais Arnstadt „Nach dir, Herr, verlanget mich“ (Sinfonia aus Kantate BWV 150) von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Dem digitalen Konzertpublikum werden neben den Musikstücken auch Außenansichten und Aufnahmen der Innenausstattungen der Schlösser präsentiert, so soll die Geschichte Thüringens vermittelt und Neugierde auf Reisen nach Thüringen geweckt werden.

Die musikalischen Porträts der Thüringer Schlösser werden mit ausführlichen Hintergrundinformationen auf der Webseite www.klingende-residenzen.de sowie in den Sozialen Medien veröffentlicht.

Mithilfe des Förderprogramms KULTUR.GEMEINSCHAFTEN konnten im Oktober 2021 zwei weitere Musikvideos produziert werden: Die Aufnahmen fanden auf den Schlössern Ettersburg in Weimar und Molsdorf in Erfurt statt, im Mai dieses Jahres wurden die digitalen Por­träts der beiden Schlösser auf der Webseite veröffentlicht. Das erste Fördermodul von KULTUR.GEMEINSCHAFTEN nutzte das Barockorchester zur Anschaffung von Aufnahmetechnik – Mikrofone, Ständer, Kabel und weiteres Zubehör. Externe Dienstleistungen konnten mit dem zweiten Fördermodul finanziert werden, dazu zählten unter anderem die Buchung eines Aufnahmeteams mit Kameramännern, Regie, Tonmeister und Sprecher, sowie die Ausleihe von Instrumenten und die Erstellung der Noten. Das originale Manuskript einer der in Schloss Molsdorf eingespielten Werke ist bis heute erhalten: die Triosonate in B-Dur von Gottfried Heinrich Stölzel (1690 – 1749).

Vor den Aufnahmen recherchierte Capella Jenensis in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schlösser musikhistorische Quellen und die Hintergründe der Werke. Mit der Erstellung eines dramaturgischen Konzepts wurde festgelegt, wann und wie Außen- und Innenaufnahmen der Schlösser gezeigt und die Musikstücke eingebunden werden. Je Musikvideo probten die beteiligten Musiker:innen und das Aufnahmeteam ein bis zwei Tage im Vorfeld, erst danach wurde in der Residenz aufgezeichnet. Die beteiligten Musiker:innen hatten bis dahin eigenständig im Homeoffice die Werke erarbeitet – das nahm circa zehn bis 20 Tage in Anspruch. Ergänzt wurden die Aufnahmen durch Interviews mit den Schlossverwalter:innen und Musiker:innen. Anschließend wurde die Aufnahmen nachbearbeitet, geschnitten und zusammengefügt.

Im Mai dieses Jahres wurde das dritte, durch KULTUR.GEMEINSCHAFTEN geförderte, Porträt produziert: eine Aufnahme auf Schloss Friedenstein Gotha. Im Herbst 2022 soll das digitale Por­trät dann auf der Webseite veröffentlicht werden. Mit der Unterstützung durch das Förderprogramm konnten so bislang insgesamt drei musikalische Porträts Thüringer Schlösser produziert werden. Das Digitalprojekt „Klingende Thüringer Residenzen“ stärkt die mediale Präsenz des Barockorchesters Capella Jenensis und der beteiligten Thüringer Schlösser und ermöglicht es ihnen, sich einem breiten digitalen Publikum vorzustellen.

Text: Jennifer Scheibel, Mitarbeiterin Kommunikation der Kulturstiftung der Länder

Dieser Beitrag ist im Juli 2022 im Magazin Arsprototo (Ausgabe 01/2022) erschienen.

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