Der Einsatz der Blende bei der Videoproduktion (Tutorial)
Die Blende ist die hintere Öffnung des Objektivs. Mit der Veränderung ihrer Größe kann man bestimmen, wie viel Licht auf den Sensor der Kamera trifft. Die Größe der Öffnung wird mit der Blendenzahl angegeben. Beim Fotografieren und beim Videodreh hat sie aber auch noch eine andere Funktion: Sie ist verantwortlich für die Tiefenunschärfe im Bild. Darum geht es im folgenden fünfminütigen Video, das sich an Einsteiger:innen im Bereich der Videoproduktion richtet.
Blende, Schärfe und Tiefen(un)schärfe im Video (Tutorial)
Wie stelle ich die Blende ein?
Die Blende lässt sich durch Drehen des Blendenrings am Objektiv einstellen. Wenn man z.B. mit einer ausgesprochen kleinen Öffnung drehen möchte, bewirkt das Drehen, dass Lamellen im Objektiv sich ineinander verschränken und dadurch weniger Licht durchlassen.
Wann stelle ich die Blende ein?
Im Lehrvideo „Der Weißabgleich beim Videodreh“ wurde die WBS-Regel erklärt, in der es darum geht, welche Einstellungen an der Kamera vorgenommen werden, bevor der Dreh beginnt: WBS steht für Weißabgleich, Blende und Schärfe und die Empfehlung, diese Einstellungen in der genannten Reihenfolge vorzunehmen. Die Blende stellt man vor der Schärfe ein, denn wenn die Einstellung ausreichend hell ist, ist es wesentlich leichter, im Sucher auch die Schärfe zu finden.
Wie messe ich die Blendenöffnung?
Wie groß die Öffnung ist, wird gemessen an der Blendenzahl. Dabei ist ein wenig unintuitiv, dass, wie auf der folgenden Grafik zu sehen ist, eine kleinere Zahl für eine größere Öffnung steht und umgekehrt.
Eine Zahl von 1,4 bedeutet also, dass das Objektiv viel Licht durchlässt, eine 22 heißt, dass sehr wenig Licht auf den Sensor gelangt. Also zu merken: kleine Zahl: große Öffnung, große Zahl: kleine Öffnung. Das ist für den Einstieg ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Wofür dient die Blende?
- für die Helligkeit im Film
Wie bereits erwähnt: Die Blende ist – ähnlich wie die Iris des Auges − verantwortlich dafür, wieviel Licht durch das Objektiv in die Kamera und auf den Sensor gelangt. Je offener sie ist, desto mehr Licht fällt hinein, das heißt: Das Bild oder das Video wird heller. Und umgekehrt: Eine kleine Öffnung bedeutet: Das Bild wird dunkler. Und damit ist die Blende verantwortlich dafür, wie hell das Bild ist. Mit ihr gestalte ich aber nicht nur die Helligkeit, sondern auch
- die Schärfentiefe oder -untiefe
Wenn man mit einer sehr offenen Blende dreht, führt das dazu, dass der Hintergrund verschwimmt oder unscharf ist, der Vordergrund übrigens auch. Das bedeutet, je offener sie ist, desto geringer ist der Tiefenschärfebereich, den man auch „Tiefenausdehnung der Schärfe“ nennt. Den Bereich, der im Bild scharf ist, nennt man „Schärfentiefe“ (manche sprechen auch von „Tiefenschärfe“, was eigentlich falsch ist).
Mit geringer Schärfentiefe dreht man zum einen, wenn man eine Person oder einen Gegenstand im Bild herausheben will, weil man mit einer geringen Tiefenschärfe den Blick des Zuschauers lenken kann, nämlich dorthin, wo das Bild scharf ist. Zum anderen natürlich auch, weil der Film, das Bild schlicht schöner aussieht. Je geringer die Schärfentiefe ist, desto schwieriger ist es aber auch, bewegte Personen oder Gegenstände im Bild scharf zu filmen, weil diese sich nur ein wenig auf die Kamera zu oder von der Kamera wegbewegen müssen, um unscharf zu werden.
Der ND-Filter
Jetzt könnte man denken, dass, wenn ich die Blende ganz aufmache, das Bild im Zweifelsfalle regelmäßig überbelichtet wird. Dafür gibt es den sogenannten ND-Filter, den man bei einer Spiegelreflexkamera auf das Objektiv schraubt. Im Camcorder bedient man den ND-Filter in der Regel mit einem Schalter. Der ND-Filter sorgt dafür, dass weniger Licht ins Objektiv fällt. Bei sehr geschlossener Blende kann man, um das Bild aufzuhellen, natürlich auch die Empfindlichkeit des Sensors in der Kamera verstellen. Darum geht es in einem weiteren Video zum Thema „ISO, Gain, Shutter Speed in der Videoproduktion“.
Wann dreht man mit Autoblende?
Man kann natürlich auch mit einer automatischen Blende drehen. Es gibt Situationen, in denen sich das anbietet, aber auch solche, in denen man darauf verzichten sollte.
Wer mit Automatik dreht, riskiert, dass das in die Kamera fallende Licht sich unverhofft ändert und die Automatik sich der neuen Lichtsituation zeitverzögert anpasst. Das passiert zum Beispiel bei einem Kameraschwenk, bei dem die Kamera in Richtung der Lichtquelle, z.B. der Sonne gedreht wird. Kameraleute sprechen vom „Pumpen“ der Blende, die man später auch im Film sieht. Andererseits: Wenn es schnell gehen muss, man sehr homogene Lichtverhältnisse hat und man sich auf andere Aspekte der Videoproduktion konzentrieren muss, ist es manchmal eine Erleichterung, einfach die Kamera auf Automatik zu stellen. Das trifft vor allem dann zu, wenn man etwas filmt, was nicht vorher planbar war.
Eine Spiegelreflexkamera macht schönere Bilder als ein Camcorder
In unserem ersten Video wird der Kauf eines Camcorders anstelle einer Spiegelreflexkamera empfohlen, obwohl er tatsächlich Nachteile birgt. Denn eine gute Spiegelreflexkamera hat in der Regel einen wesentlich größeren Chip und kann mit Objektiven bestückt werde, die wesentlich lichtstärker sind als festverbaute Objektive bei einem Camcorder. Deswegen hat man auch mit einem Camcorder nur bedingt die Möglichkeit, Filme mit geringer Tiefenschärfe – und damit wirklich schöne Bilder – zu drehen. Warum sich dennoch für Einsteiger:innen ein Camcorder eignet, wird in dem Film „Welche Technikausstattung brauche ich für die Videoproduktion?“ thematisiert.
Dieses Video ist Teil des Förderprogrammes KULTUR.GEMEINSCHAFTEN, mit dem die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder die Digitalisierung im Bereich der Kultur weiter voranbringen. Auf der KULTUR.GEMEINSCHAFTEN-Seite finden sich weitere Tutorials und Seminare zu Themen der digitalen Content-Produktion und digitalen Kulturvermittlung.
Hans-Georg Moek ist Leiter der Kommunikation der Kulturstiftung der Länder.