Geförderte Projekte

#keinRembrandt: Museumsnetzwerk teilt digitale Strategien und Ressourcen

Der Verbund besteht mittlerweile aus sechs kleineren Stadt- und Heimatmuseen aus ganz Deutschland sowie dem Netzwerk „Bergische Museen“, das sich aus 20 weiteren Museen in Nordrhein-Westfalen zusammensetzt. Gemeinsam entwickeln sie digitale Strategien rund um das Thema Heimatforschung und Heimatsammlung. Sie wollen insbesondere kleine Museen stärken, die ehrenamtlich oder mit wenigen Vollzeitstellen besetzt sind. Durch kollektives Arbeiten werden vermeintliche Defizite ausgeglichen. Dabei geht es aber nicht um die Meisterwerke der internationalen Kunst- und Kulturgeschichte. „#keinRem­brandt“ hat das Ziel, Kultur vor der Haustüre mit den Menschen gemeinsam zu entdecken. Stadt- und Heimatmuseen sind für viele Menschen der erste Berührungspunkt mit Heimatkultur. Das Netzwerk

widmet sich zum Beispiel dem Thema weibliche Erinnerungskultur, um damit blinde Flecken der Heimatgeschichte sichtbar zu machen. Der Projektleiter und erste Vorstand des Kultur- und Heimatvereins Egling in Bayern, Christopher Vila, erzählt im Gespräch vom Ursprung der Idee sowie von Hürden und Zielen für die Zukunft.

Arsprototo: Herr Vila, wie kam die Idee zu „#keinRem­brandt“ zustande?

Christopher Vila: Eine Kollegin stellte damals einen Förderantrag, der mit der Begründung abgelehnt wurde: „Wofür wollen Sie denn Geld, ist ja nicht so, als hätten Sie einen Rembrandt.“ Obwohl kleine Museen 50% aller Museen ausmachen, empfangen sie nur 12% aller Besucherinnen und Besucher. Und dabei sind sie doch für viele der erste Berührungspunkt mit Kultur. Deswegen sind wir immer damit beschäftigt, unsere Reichweite zu erhöhen. Wir haben festgestellt, dass wir in den kleinen Museen alle an Digitalisierung basteln, aber uns oft das nötige Equipment und Know-how fehlt. Dabei wäre es doch sinnvoll, Kanäle zu teilen und sich bei redaktionellen Arbeiten gegen­seitig zu unterstützen.

Wie sieht das aus, „sich die Arbeit teilen“?

Einmal die Woche setzen wir uns alle zusammen und besprechen, was ansteht, wo Bedarf besteht. Anfangs wurde viel Know-how aufgebaut: Wie schreibt man einen guten Instagram-Post, wie schießt man ein schönes Foto. Eine gemeinsame Webseite wurde beauftragt. Jeder übernimmt eine Aufgabe. Wir haben ein Redaktionsteam, Teams für die einzelnen Social-Media-Kanäle Facebook, Instagram und Twitter. Zum Jahreswechsel kommt noch Youtube dazu. Die viele Kommunikation zahlt sich aus: Zahlreiche neue Museen kommen aktiv auf uns zu und wollen dem Netzwerk beitreten.

Wie schaffen die Einrichtungen es zeitlich, neben dem Tagesgeschäft eine digitale Strategie zu entwickeln und anzuwenden?

Das ist der große Unterschied zu vorher. Nicht jeder muss alles wissen. Wenn ein Social-Media-Kanal besteht, muss dieser auch bespielt werden. Viele Betriebe haben als One-Man / One-Woman-Show dafür nicht die Kapazität. Durch das Netzwerk ist gewährleistet, dass Material regelmäßig fließt. Über „#keinRem­brandt“ sind Häuser in der Lage, Content zu veröffentlichen, ohne einen eigenen Kanal zu bespielen. Das Netzwerk ist also nicht nur ein Medium zum Austauschen von Wissen, sondern auch ein gemeinsamer Ressourcenpool.

Wie sieht eine digitale Strategie für Museen überhaupt aus? Was haben Sie für die nächste Zeit geplant?

Erstmal wollen wir kleineren Museen mehr Sichtbarkeit verschaffen. Viele Museen dürfen, aufgrund mangelnder Ressourcen und Expertise, keine eigene Webseite haben, sondern werden nur als kleiner Unterpunkt auf der Webseite der Stadt aufgeführt. Mit gemeinsam genutzten Social-Media-Kanälen besteht ein großes Synergiepotenzial. So erreichen wir beispielsweise die große Menge an Menschen, die sich für Stadtgeschichte interessieren. Und gewinnen sie dann vielleicht für einen Museumsbesuch. Außerdem entsteht eine Webtalk-Reihe mit Museums-Beratungsstellen aus verschiedenen Bundesländern. In Kooperation mit der Kulturpolitischen Gesellschaft wird recherchiert, welche Rahmenbedingungen und kulturpolitischen Hilfestellungen es braucht, damit kleine Museen nicht verschwinden. Nachhaltigkeit, Diversität, Inklusion – es gibt so viele verschiedene, wichtige Themen, mit denen man sich heute beschäftigen muss. Wie soll man alle Themen alleine stemmen? Ein Museum kann ein Thema aufgreifen und Grundlagen schaffen, die dann weitergegeben werden.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen?

Es ist natürlich immer wieder eine Herausforderung, das Tagesgeschäft mit dem Digitalen in Einklang zu bringen, da so viele Leute ständig an einem zerren. Stadtämter gehen meistens nur nach analogen Besucherzahlen und haben gar keinen Blick für das Digitale. Man muss sich immer wieder motivieren, sich mit aktuellen museumspolitischen Themen zu beschäftigen. Aber das macht ja auch Spaß! Der Kulturamtsleitung ständig zu erklären, warum man eine halbe Stunde wöchentlich für einen Jour fixe mit allen Partnern investieren muss, kann auf Dauer schon anstrengend werden. Aber da sieht man auch, wie anders es ist, in einem Netzwerk zu arbeiten. To-do-Listen werden gemeinsam bearbeitet. Außerdem konnten in manchen Stadträten schon zusätzliche Stellen beispielsweise für Vermittlung gewonnen werden. Die Resonanz ist also positiv.

Interview: Dela Mießen

Dieser Beitrag ist im Dezember 2022 im Magazin Arsprototo (Ausgabe 02/2022) erschienen.

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