Wichtige Gäste waren geladen, sämtliche Vorbereitungen getroffen und die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter voll freudiger Aufregung. Anfang 2020 sollte endlich das Museum Angermünde eröffnet und damit dem geschichtsträchtigen brandenburgischen Städtchen das seit nahezu zehn Jahren geplante Stadtmuseum geschenkt werden. Das Haus Uckermark, ein über 300 Jahre altes Gebäude, das in seiner vielfältigen Nutzung als Gasthaus, Hotel und Kino und mit der zentralen Stellung am Markt stets bedeutend für die Gemeinde gewesen war, hatte seit den 1990er-Jahren leer gestanden. Die Umnutzung als Museum, der umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten vorausgegangen waren, versprach, ihm nun neues Leben einzuhauchen.
Doch die Eröffnung stand wie so viele Kulturereignisse im ersten Corona-Jahr 2020 zunächst unter keinem guten Stern. „Die Eröffnung des für unsere Stadt so wichtigen Projektes musste trotz aller Anstrengungen abgesagt werden“, so Museumsdirektor Ralf Gebuhr. Eine herbe Enttäuschung. Und auch die generelle Inbetriebnahme des Museums sollte durch die Pandemie noch um viele weitere Monate verzögert werden.
Aber das Museum ließ sich nicht unterkriegen. Nach einer Eröffnung im kleinen Kreis Ende 2020 wollte es seine Objekte, Geschichten und Zeitzeugnisse – ganz zeitgemäß – verstärkt digital vermitteln. Als kleines städtisches Museum mit nur zwei Mitarbeitern waren die Mittel dafür allerdings personell und finanziell knapp bemessen. „Da kam die Projektausschreibung KULTUR.GEMEINSCHAFTEN, die explizit digitale Formate fördern wollte, genau zum richtigen Zeitpunkt! Zeitweise war ich sogar ganz alleine im Museum – ohne die Unterstützung der Kulturstiftung und die damit verbundenen Weiterbildungsangebote hätten wir weder die nötige Technik noch das Know-how erwerben können, um auf Online-Formate umzusatteln“, so Ralf Gebuhr.
Mittlerweile sind die virtuellen Formate des Museums Angermünde zahlreich. Mit dem Initialprojekt „Museum Mobil“ entstehen Video-Podcast-Produktionen zu Objekten des Museums und ein begehbares Hörspiel, ein Hybrid zwischen Podcast und Video, das die Stadtgeschichte audiovisuell erlebbar macht. Als 2021 erneut die Eröffnung von „Gelacht, geweint, gelangweilt – 110 Jahre Kinogeschichte in Angermünde“ wegen Corona nicht stattfinden konnte, produzierte das Museum kurzerhand ein virtuelles Eröffnungsvideo.
„Die neuen Mittel eröffnen ganz neue Möglichkeiten.“ Dabei geht es Ralf Gebuhr und seinem Team nicht nur um innovative Formate in pandemischen Zeiten, auch Inklusion und Barrierefreiheit spielen eine große Rolle. „Auch früher sind wir schon in die ansässigen Schulen und das nahegelegene Rehazentrum in Wolletz gegangen, um Zugänge zu schaffen und mit den Menschen in Austausch zu treten. Heute können wir das sogar, ohne physisch anwesend zu sein. Insbesondere für Menschen, die nicht mobil sind, bedeutet diese Möglichkeit einen großen Zugewinn“, so Gebuhr.
Text: Anna Marckwald
Dieser Beitrag ist im Dezember 2022 im Magazin Arsprototo (Ausgabe 02/2022) erschienen.