In einem kollaborativen Prozess der Neuen Vocalsolisten mit konzeptuell und medial arbeitenden Komponist:innen entstanden modellhaft experimentelle Aufführungsformate zwischen physisch-auratischem und digital-informellem Erlebnis, die „Distanz“ und „Magie“ zusammendenken und mit interaktiven und immersiven Elementen eine empathische Nähe schaffen: Amalgame aus realer und digitaler Wahrnehmung.
Mit den Magischen Räumen entwickelten die Neuen Vocalsolisten zusammen mit Webkommunikations-Designern und Künstler:innen aus Komposition, Konzeptkunst, Echtzeitmusik und Improvisation Formate, die den Computerbildschirm nicht für das bloße Abbild eines Konzerts nutzen, sondern dank digitaler Möglichkeiten ein eigenständiges, einzigartiges Online-Erlebnis ermöglichen. Das interdisziplinäre Team von Musik der Jahrhunderte erfand Aufführungs-Modelle, die jenseits pandemischer Beschränkung für Künstler:innen und Zuschauer:innen gleichermaßen attraktiv sind. Die hybriden Techniken zwischen analoger Wahrnehmung im Konzertsaal und digitalem Erleben brachten komplexe und spannende Formen hervor, die das Publikum vor Ort mit einem international präsenten Online-Publikum verbinden.
So nutzte Raed Yassins multisensorisches Werk „Among Mountains Lies a Silicon God“ die Möglichkeiten einer 360°-Kamera für eine audio-visuelle Reise durch unterschiedlichste Landschaften. Sergej Newskis Doku-Musiktheater „DIE EINFACHEN“ über die Gay-Community im Russland der 1920er Jahre verknüpfte Video-Hörspiele in engen Dialogen mit live-musikalischen Ereignissen. Ricardo Eizirik riss in „Looking Out Into a Room” die Vierte Wand ein und führte auch das Vor-Ort-Publikum sehr nah an die aufgeführten Werke. Und in READY FOR ECSTASY nutzte Juliana Hodkinson eine hyper-polyphone, mit Ambient Drones aufgeladene elektroakustische Klangerzählung, um das Publikum und die Performerin förmlich einzuspinnen.